Duisburg-Moers –Teil 3
geschrieben am 24.10.2021 von Ulrich ForsterEs ist ein wahrlich ungewöhnlicher Kunstort, den man da betritt!
Aber ist das überhaupt Kunst?
Auch der große Binnenhafen und die Halde, die ich auf der Route besucht habe, sind keine Kunstorte im gewohnten Sinne. Gerade das Ungewöhnliche macht allerdings einen erheblichen Teil des Reizes aus – Kunst trifft auf denkbar Kunstfernes.
Hier im Duisburger Norden zwischen Meiderich und Marxloh ist alles noch einmal zugespitzt. Diese Orte stehen wahrlich nicht für elegante Kunstmeilen mit schicken Galerien. Beim Namen Marxloh denkt man an Vokabeln wie „Brennpunktviertel" oder gar „No-Go-Area". Und „Landschaftspark“ ist übrigens auch ein ziemlich euphemistischer Ausdruck.
Vom großen ganzjährig kostenfreien Parkplatz aus betritt man das riesige Gelände eines alten Eisenwerks. Im Jahr 1901 begann August Thyssen mit dem Bau eines Hochofenwerks zur Roheisenproduktion. 1903 wurde der erste Teil des neuen Werks in Betrieb genommen. 1985 war dann Schluss. Schon in den 70er Jahren waren die fetten Jahre (in den 50ern und 60ern) des Industriestandorts Ruhrgebiet vorbei – spätestens seit dem Ölpreisschock 1973 ging unaufhaltsam bergab. Da diese Entwicklung parallel zur Krise des Steinkohlenbergbaus verlief, entstanden die gewaltigen Probleme des Strukturwandels, unter dem die Region vielerorts bis heute massiv zu leiden hat.
Zwei der stillgelegten Hochöfen hatte man bereits abgerissen. In den späten 80er Jahren besann man sich dann aber zum Glück eines besseren und beschloss die ungewöhnlichen Orte zu erhalten und neu zu nutzen. Ähnlich wie im Fall der Essener Zeche Zollverein entstand so ein Gelände von höchst ungewöhnlichem Reiz.
Ausführliche Informationen zur Geschichte des Ortes und zu aktuellen Events erhält man auf der gut sortierten Internetseite des Landschaftsparks unter:
https://www.landschaftspark.de/hintergrundwissen/einfuehrung/
Ich möchte meine ausführliche Beschreibung einer spannenden Kunstroute im Ruhrgebiet nun mit einer kleinen Fotoserieschließen, die ich spät nachts im Landschaftspark aufgenommen habe, als ich nach meiner Station auf der Halde Rheinpreussen zurück über den Rhein nach Duisburg gefahren war.
Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich durch die Lichtinstallation des Londoner Eventausstatters und Lichtdesigners Jonathan Park die herbe Hinterlassenschaft der Industriekultur in einen zauberhaften, geradezu irrealen Ort. Tonnenschwere Stahlträger erscheinen auf einmal schwerelos und rostende Eisengebilde funkeln wie kostbare Edelsteine.
Vergessen wir einfach die Frage, ob das Kunst ist oder nicht. Es ist ein sinnlich schönes Erlebnis, in dem man sich verlieren kann und unbedingt einen Besuch wert!
Zum Abschluss füge ich noch einmal eine Galerie mit den Bildern von allen drei Etappen der Route an.
Viel Vergnügen beim Nachreisen!