KUNSTgedankendie Macher der Documenta 15

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die Macher der Documenta 15

 

Die Kunst unserer Tage ist ein undurchschaubarer und höchst widersprüchlicher Dschungel.

Seit ich bewusst denken kann, wundere ich mich, versuche zu begreifen und hoffe immer aufs Neue, besser zu verstehen und zu durchschauen.

Wer im Laufe des vergangenen Jahres regelmäßig meine KUNSTgedanken verfolgt und aufmerksam gelesen hat, weiß um mein gespaltenes Verhältnis, das mich mit der modernen und zeitgenössischen Kunst und mit den Bedingungen des Marktes und des Betriebs, der sie hervorbringt, verbindet.

Ich kann mich sehr begeistern und wenn ich etwas entdecke, das mich wirklich überzeugt, macht mich das nachhaltig glücklich (im Ernst!).

Ebenso kann ich (und leider geschieht das sehr oft) fürchterlich ungehalten sein und werde missmutig und (ebenso anhaltend) schlecht gelaunt, wenn ich von Kunst enttäuscht werde.

Besonders ärgerlich machen mich aber Phrasen und Plattitüden. Nicht so sehr, wenn Menschen sie äußern, die sich als interessierte Laien ihre Gedanken machen. Um so mehr aber, wenn sie von so genannten Fachleuten geschrieben oder ausgesprochen werden. Oft scheint mir, über nichts auf der Welt wird so viel haarsträubender Unsinn geredet und werden so viele leere Phrasen unreflektiert immer und immer wieder neu wiederholt, wie auf dem Gebiet der Kunst.

Ich gebe zu: Ich bin ein schwieriger Fall (und natürlich hat all das auf sehr komplexe Weise mit meiner eigenen Biografie zu tun).

Lange Zeit habe ich deshalb auch einen weiten Bogen gemacht um die Kunst unserer Tage und mich (schreibend oder redend) lieber auf dem weniger heiklen Feld der älteren Kunstgeschichte ausgelassen. Das hat mir gelegentlich den Ruf eingebracht, ich würde mich nicht mit moderner und zeitgenössischer Kunst auseinandersetzen und wäre eher so der "Altmeister-Spezialist".
Das war natürlich immer ein großer Irrtum.
Ich bin ein Kind meiner Zeit, bin als Sohn eines Künstlers aufgewachsen und habe selbst an einer Kunstakademie studiert.
Selbstverständlich ist mir die zeitgenössische Kunst wichtig und betrifft mich in viel unmittelbarerer Weise als es eine mittelalterliche Madonna tun kann.
Genau das ist ja der Grund für mein Ausweichen...

Nach längerer "Abstinenz" werde ich in diesem Jahr wieder eine Documenta-Ausstellung besuchen. Im Juli und im August werde ich zwei Kurzreisen nach Kassel organisieren und dort selber auch über Kunstwerke sprechen, die im Laufe der nun schon viele Jahrzehnte alten Documenta-Geschichte (die Documenta 1 war im Jahr 1955) entstanden und im Kasseler Stadtraum verblieben sind. Da werde ich Gelegenheit finden, auch über meine Zweifel und über deren Gründe zu sprechen und hoffe, das wird Anlass für spannenden Austausch...

Eben bin ich (im Rahmen von Vorbereitungen) auf einen Film des Senders 3-Sat gestoßen. Er stellt die Kuratoren vor, die die diesjährige Kunstschau verantworten. Erstmals sind es nicht renommierte Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher, die von der Documenta-Leitung dazu ausgewählt wurden, sondern eine Schar noch recht junger Künstler aus dem fernen Asien: das Künstlerkollektiv ruangrupa

Wie wird sich das auswirken?

Was wird sich dadurch grundsätzlich ändern?

Ich kann es noch nicht sagen, weiß noch fast nichts über die Documenta 15, bin aber schon sehr gespannt!