KUNSTgedankenBilderrätsel_64_Auflösung

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Nanu, was ist denn da zu sehen?!?

Bücher, ja ok – das lässt sich schnell erkennen.

Aber das Arrangement sieht doch arg seltsam aus!

Na, kein Wunder –

...das heutige Rätselbild stammt schließlich von einem der eigenwilligsten Künstler der Kunstgeschichte überhaupt.

...die Auflösung des Rätsels gibt es am 7. Juni ab 00:00 Uhr

Giuseppe Arcimboldo "Der Bibliothekar" (1561) Schloss Skokloster, Schweden

Es sieht doch ganz manierlich aus, das Selbstporträt Giuseppe Arcimboldos aus dem Jahre 1570 – fein gezeichnet und durchaus nicht ungewöhnlich.
1526 ist er in Mailand geboren und dort als junger Mann zum Maler ausgebildet worden. Er ist ein Kind der Spätrenaissance, des so genannten Manierismus – jener Kunstepoche also, in der Originalität einen ganz besonders hohen Stellenwert bei Künstlern, Auftraggebern und Betrachtern hatte.
Arcimboldo beginnt seine Karriere aber zunächst als Hersteller vergleichsweise konventioneller Porträts und als solcher wird er auch 1562 nach Wien, in die Residenzstadt der deutschen Habsburger-Kaiser ziehen. Dort verbringt er dann den Großteil seiner Laufbahn als Maler und wird erst kurz vor seinem Tod im Jahre 1593 zurückkehren in seine norditalienische Heimat.
Inzwischen hat der Künstler sich unsterblichen Ruhm erworben. Er ist wohl der Künstler des 16. Jahrhundert, der am konsequentesten und radikalsten die Vorlieben des Zeitgeschmacks und dessen Vorliebe für hintersinnigen Witz, für überraschende und originelle Einfällen bedient hat. Dabei hat er sein ursprüngliches Aufgabenfeld nicht gänzlich verlassen. Er malt weiterhin Köpfe, ja sehr häufig sogar auch Porträts.
Mit den Konventionen des Genres allerdings haben diese Bilder nicht mehr viel gemeinsam...

"Teste composte" (zusammengesetzte Köpfe) nannte ein Kunsttheoretiker der Zeit Arcimboldos skurrile Schöpfungen, die er seit den späten 1560er Jahren schuf und die 1569 auch dem Kaiser Maximilian I. vorgestellt wurden. Dieser hatte Arcimboldo fünf Jahre zuvor zum Hofmaler ernannt.
Maximilians Sohn und Nachfolger auf dem Kaiserthron ist Rudolf II., der bald schon von Prag aus regiert. Auch ihm dient Arcimboldo als Hofmaler und er wird seinen Herren tatsächlich in seiner so ausgefallenen neuen Manier porträtieren.
Was war das doch für eine erstaunliche Zeit, als ein kaiserlicher Herrscher so etwas skurriles zu goutierten wusste!

Giuseppe Arcimboldo "Vertumnus – Porträt von Kaiser Rudolf II." (1590) Schloss Skokloster, Schweden

Auch beim "Juristen" (s.u.) handelt es vermutlich ein Porträt einer konkreten Person – ein gewisser Ulrich Zasius ist hier karriert. Der wurde 1461 in Konstanz geboren wurde, war ein bedeutender Rechtsgelehrter und ein führender Humanist seiner Zeit, der in regem Briefaustausch mit Erasmus von Rotterdam stand.

Ob sich auch hinter dem "Bibliothekar" (unserem Rätselbild) eine konkrete Person verbirgt? Wenn dann ist es leider nicht bekannt.

Giuseppe Archimboldo "Der Jurist"(vielleicht Ulrich Zasius) (1566) Schwedisches Nationalmuseum Stockholm

ÜBRIGENS:
Hat sich jemand beim Lesen der Bildunterschriften gewundert, warum alle diese Bilder ausgerechnet in Schweden zu finden sind?
Das ist in der Tat einigermaßen erstaunlich.
Des Rätsels Lösung: Sie sind klassische Fälle von Raubkunst!
1648, im letzten Jahr des 30-jährigen Kriegs, eroberte die schwedische Armee Teile von Prag und plünderte die Stadt. Hunderte Gemälde haben die Soldaten dann als Kriegsbeute in die schwedische Heimat entführt, wo sie heute auf verschiedene Museen verteilt zu sehen sind.