KUNSTgedankenBilderrätsel_28

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Demütige Andacht soll sie wohl ausdrücken, die Körperhaltung der jungen Dame. Dabei hat sie aber etwas sehr eigenwilliges – eindeutig ein Charakterköpfchen mit der gewölbten Stirn und der markanten Nase...  

Ihr Vater, der ebenfalls auf dem Gemälde abgebildet ist, war der Auftraggeber jenes Bildes, das ein unbestrittener Höhepunkt deutscher Renaissancemalerei ist.

...die Auflösung gibt es am 28. September
ab 00:00 Uhr!

Hans Holbein d. J. "Darmstädter Madonna" (1526 - 28) Sammlung Würth, Johanniterkirche, Schwäbisch Hall
Porträtstudie der Anna Meyer

Sie ist sogar noch schöner als die ausgeführte Version, diese Zeichnung der Anna Meyer, die Hans Hohlbein als Studie angefertigt hat, um später in Ruhe im Atelier das Bild zu malen. Jedenfalls ist sie natürlicher, weniger stilisiert.

 

Porträtstudie Jakob Meyer zum Hasen

Eine ebenso meisterhafte Skizze hat der Maler von ihrem Vater, Jakob Meyer zum Hasen, angefertigt hat, der sich zusammen mit seinen zwei (!) Frauen – Meyers verstorbene Ehefrau Magdalena Bär und seine zweite Ehefrau Dorothea Kannengießer – sowie seiner Tochter Anna in der Anbetung der Madonna und des Christuskindes darstellen ließ.

 

Porträtstudie Jakob Meyer zum Hasen

Rätselhaft ist der junge Mann mit dem zweiten nackten Kleinkind im linken Bildteil. Man könnte ihn zunächst für einen Sohn des ehemaligen Baseler Bürgermeisters halten. Schnell aber erkennt man, dass er weitaus weniger charakteristische Porträt-Gesichtszüge aufweist. Wir müssen diese Figur wohl als einen flügellosen Engel verstehen, der sich um den kleinen Johannesknaben kümmert (ähnlich wie Leonardos geflügelter Engel in der Felsgrottenmadonna oder die ebenfalls flügellosen Ignudi-Engel Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle).

Porträtstudie der Anna Kannengießer

 

Noch so eine herrliche Zeichnung!

Wer über einen ausreichend großen Bildschirm verfügt, muss dieses Bild anklicken und in der Vergrößerung sehen, mit welcher Souveränität Hohlbein mit äußerst sicheren und auf's Nötigste reduzierten Strichen die zweite Ehefrau Jakob Meyers festhält. (Im ausgeführten Gemälde ist sie unverschleiert gezeigt)
Wie modern – nein: wie zeitlos großartig – ist dieses kleine Blatt.

 

(Alle drei hier gezeigten Zeichnungen befinden sich im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel)


Seit dem Jahr 2012 ist dieses herausragende Meisterwerk des 16. Jahrhunderts, das die brillante Detailbeobachtung altniederländischer Malerei mit der Kompositionskunst der italienischen Renaissance verbindet, in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall zu sehen. Nachdem die früheren Besitzer, das Fürstenhaus Hessen-Darmstadt, das Gemälde verkaufen wollten, scheiterte ein Kaufangebot des deutschen Staates, der zusammen mit der Stadt Frankfurt und der hessischen Landesregierung das bedeutsame Kulturgut für das Städelmuseum erhalten wollte. Daraufhin hat es der Schraubenfabrikant und Kunstsammler Reinhold Würth erworben. Wie bezeichnend ist dieser Vorgang doch für eine Entwicklung, in der die Durchsetzungsfähigkeit und der Einfluss des Staates immer weiter sinkt, während eine immer größere Zahl an Milliardären ohne mit der Wimper zu zucken solche Ausgaben nebenbei aus der Portokasse bezahlt...